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Motorradfunkanlagen im Test

Immer wieder sprechen uns Motorrad-Fahrlehrer an, ob wir nicht einen Tipp für ein brauchbares Funksystem für die Motorrad-Ausbildung hätten. Viele klagen über häufige Störungen durch Fremde auf der gleichen Frequenz, so dass es immer wieder zu Missverständnissen in der Kommunikation kommt. Wir haben uns aus diesem Grund entschieden zwei Systeme zu testen und von unseren Erfahrungen hier zu berichten.Inhalt des Sets

Getestet haben wir die Funkkomplettanlagen „Midland BT Next“ und „Cardo Scala Rider Instructor Kit“, die uns freundlicherweise von WIKO Funktechnik zur Verfügung gestellt wurden.

Beide Geräte funktionieren mit Bluetooth, das ursprünglich entwickelt wurde um eine Kommunikation von Computern mit Peripheriegeräten herzustellen. Bluetooth arbeitet mit einem Frequenz-Hopping-System. Die Funk-Frequenz wird bis zu 1600 Mal in der Sekunde gewechselt. So ist sichergestellt, dass keine Fremden dazwischenfunken. Diese Robustheit gegen Störungen hat sich in unserem Test absolut bestätigt. Wir hatten keinerleit Funkkontakt mit fremden Nutzern. Möglich ist das nur, wenn die Geräte bewusst gekoppelt wurden.

Die von uns getesteten Geräte sind mittlerweile weit verbreitet unter Motorradfans. Sie ermöglichen den direkten Funkkontakt zwischen Fahrer/in und Beifahrer/in sowie Gruppengespräche mit bis zu 4 Teilnehmern (allerdings nicht in der Fahrschulvariante).

Inhalt des SetsDas „Scala Rider Instructor Kit“ von Cardo enthält neben den technischen Gerätschaften zur Integration des Funks in zwei Helme zusätzlich einen Kopfhörer zur Montage der Sender-Empfänger-Einheit für den Einsatz auf dem Übungsplatz sowie eine Freisprecheinrichtung für die Verwendung im Fahrschulauto.

Das Gerät von Midland „BT Next“ wurde von WIKO für den Fahrschulbetrieb mit Zusatzhardware versehen. Das Fahrschulset wird in einem praktischen Hartschalenkoffer geliefert und enthält neben den Funkgeräten zusätzlich eine Auto-Halterung mit Saugfuß, ein Headset (ein Ohr frei) verbunden mit Kabel, wahlweise mit Dauerverbindung oder Sprechknopf.

Besonders hervorzuheben an dem „Midland BT Next“ Fahrschulset von WIKO ist, dass die Kabel der Mikrofon-Lautsprechereinheit nicht fest mit dem Sende-Empfangsgerät verbunden sind, sondern mit einem Stecker verbunden werden und somit im Falle eines Defekts (Kabelbruch) leicht ausgetauscht werden können oder eine Kabeleinheit in einem Schülerhelm für die Gesamtdauer der Ausbildung installiert werden kann.

Da eine korrekte Montage der Lautsprecher und des Mikrofons im Helm für die Verständigungsqualität aber auch für den Tragekomfort von großer Bedeutung ist, empfehlen wir eine Montage vom Fachmann. Mit etwas Übung ist aber bei beiden Geräten eine improvisierte Montage mit Klemmhalterung und Klebeband bei einem vom Schüler mitgebrachten Helm in fünf Minuten zu machen.

Die Übertragungsqualität beider Geräte ist Spitze! Das hört sich nicht nach Funk an, mehr wie eine fernmündliche Plauderei, selbst bei Tempo über 130 km/h. Funkstörungen? Dazwischen Quatschen anderer? Gibt’s nicht.

Die Möglichkeit zum Dialog hat in der Motorrad-Ausbildung viele Vorteile gebracht. Rückfragen über nicht verstandene Kommandos oder Erklärungen, Fragen zu Unklarheiten aber auch Meldungen wie „mein Visier beschlägt“ oder „ich habe da mal ein Problem“ können ganz einfach gelöst werden.

Die Funkreichweiten sind bei beiden Anbietern mit bis zu 1,6 km angegeben, obwohl um eine Häuserecke herum nach etwa 100 m Schluss ist, war das in der Praxis nie ein Problem.

Die Preise liegen beim Wiko Gerät bei 565.-€ inkl. MWSt. und beim Cardo Set knapp über 600.-€, je nach Lieferant.

Bei weiteren Fragen stehen wir gerne zur Verfügung.

Eckhard Vollmer

Der Test wurde durchgeführt von Eckhard Vollmer | DVPi Frankfurt

PS: Welche Erfahrungen mit Funk gibt es in Ihrer Fahrschule? Wir freuen uns über Ihre Kommentare.

Autor:
Datum: Mittwoch, 17. Juli 2013 14:56
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3 Kommentare

  1. 1

    Ich habe noch keine Möglichkeit gehabt die Geräte zu testen. Bin aber
    So schon davon überzeugt das die Ausrüstung viel zu teuer ist. Ich bilde auf den Midland G7 aus. Die Reichweite beträgt 10 km, so kann mir auch mal der Schüler “ abhanden kommen“ ohne das der Funk abreißt. Mit einer Batterie Dauer von 9 Stunden kann man lange am Tag ausbilden, sollte dann doch der Akku schlapp machen werden normale AA benutzt. Wenn Sie mir ein Set zur Probe zur Verfügung stellen könnten Teste ich es gern und lasse mich auch überzeugen

  2. 2

    Hallo Herr Vollmer,

    ich kann ihre Eindrücke zum Midland nicht bestätigen.
    Bei Tempo 100 km/h ist Schluß mit der Verständigung. Da hilft auch kein super leise Helm. Bei der Ausbildung von Moto zu Moto ist die Kommunikation, insbesondere a.g.O. nicht zufriedenstellend.
    Selbst dann, wenn man die Geräte auf volle Lautstärke einstellt.
    Der mitgelieferte Bügel für die Ausbildung Auto zu Moto hat einen miserablen Tragekomfort. Man hält es nicht länger wie eine Stunde mit dem Teil auf dem Ohr aus!
    Die Bedienteile haben keine Anzeige was denn nun eigentlich eingeschaltet ist. Das macht die Handhabung nicht einfach.
    Für die Installierung der Verkabelung ist kein Fachmann erforderlich.
    Dies geht sehr einfach!
    Alles in allem hat mich das Mitland entäuscht. Nach 3 Tagen Test habe ich das Gerät wieder zurück gegeben.
    Der Preis lag übrigens bei 530,–€.

    Grüße

  3. 3

    Vielen Dank für die interessante Resonanz.
    Da wir kein Händler der getesteten Geräte sind, haben wir auch nicht die Möglichkeit Vorführgeräte zu vergeben. Ich empfehle sich direkt an die Anbieter zu wenden, die teilweise Geräte für Praxistests zur Verfügung stellen.

    Die Erfahrung von „Lunkie“ hatten wir in unseren Tests auch gemacht, aber nach Überprüfung immer festgestellt, dass die Position der Lautsprecher suboptimal war und nach Korrektur der Lautsprecherposition die Probleme behoben waren. Dabei haben wir festgestellt, dass die Aussparungen im Helmfutter, die für die Ohren gedacht sind, in den unterschiedlichen Helmen nicht immer der realen Position der Ohren waren und deshalb auch dann die Position der Lautsprecher nicht passte und deshalb trotz Lautstärkeregler auf Vollgas die Verständigung schlecht war.

    Das Fahrschulset von Wiko hat zusätzlich zu dem eventuell etwas unkomfortablem Headset, das ich fast nur auf dem Übungsplatz verwendet habe, eine Freisprecheinrichtung mit Ansteckmikrofon für die Benutzung im PKW, die sehr gut funktioniert hat und keine Komforteinbußen hat.

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