Motorradfunkanlagen im Test
Mittwoch, 17. Juli 2013 14:56
Immer wieder sprechen uns Motorrad-Fahrlehrer an, ob wir nicht einen Tipp für ein brauchbares Funksystem für die Motorrad-Ausbildung hätten. Viele klagen über häufige Störungen durch Fremde auf der gleichen Frequenz, so dass es immer wieder zu Missverständnissen in der Kommunikation kommt. Wir haben uns aus diesem Grund entschieden zwei Systeme zu testen und von unseren Erfahrungen hier zu berichten.
Getestet haben wir die Funkkomplettanlagen „Midland BT Next“ und „Cardo Scala Rider Instructor Kit“, die uns freundlicherweise von WIKO Funktechnik zur Verfügung gestellt wurden.
Beide Geräte funktionieren mit Bluetooth, das ursprünglich entwickelt wurde um eine Kommunikation von Computern mit Peripheriegeräten herzustellen. Bluetooth arbeitet mit einem Frequenz-Hopping-System. Die Funk-Frequenz wird bis zu 1600 Mal in der Sekunde gewechselt. So ist sichergestellt, dass keine Fremden dazwischenfunken. Diese Robustheit gegen Störungen hat sich in unserem Test absolut bestätigt. Wir hatten keinerleit Funkkontakt mit fremden Nutzern. Möglich ist das nur, wenn die Geräte bewusst gekoppelt wurden.
Die von uns getesteten Geräte sind mittlerweile weit verbreitet unter Motorradfans. Sie ermöglichen den direkten Funkkontakt zwischen Fahrer/in und Beifahrer/in sowie Gruppengespräche mit bis zu 4 Teilnehmern (allerdings nicht in der Fahrschulvariante).
Das „Scala Rider Instructor Kit“ von Cardo enthält neben den technischen Gerätschaften zur Integration des Funks in zwei Helme zusätzlich einen Kopfhörer zur Montage der Sender-Empfänger-Einheit für den Einsatz auf dem Übungsplatz sowie eine Freisprecheinrichtung für die Verwendung im Fahrschulauto.
Das Gerät von Midland „BT Next“ wurde von WIKO für den Fahrschulbetrieb mit Zusatzhardware versehen. Das Fahrschulset wird in einem praktischen Hartschalenkoffer geliefert und enthält neben den Funkgeräten zusätzlich eine Auto-Halterung mit Saugfuß, ein Headset (ein Ohr frei) verbunden mit Kabel, wahlweise mit Dauerverbindung oder Sprechknopf.
Besonders hervorzuheben an dem „Midland BT Next“ Fahrschulset von WIKO ist, dass die Kabel der Mikrofon-Lautsprechereinheit nicht fest mit dem Sende-Empfangsgerät verbunden sind, sondern mit einem Stecker verbunden werden und somit im Falle eines Defekts (Kabelbruch) leicht ausgetauscht werden können oder eine Kabeleinheit in einem Schülerhelm für die Gesamtdauer der Ausbildung installiert werden kann.
Da eine korrekte Montage der Lautsprecher und des Mikrofons im Helm für die Verständigungsqualität aber auch für den Tragekomfort von großer Bedeutung ist, empfehlen wir eine Montage vom Fachmann. Mit etwas Übung ist aber bei beiden Geräten eine improvisierte Montage mit Klemmhalterung und Klebeband bei einem vom Schüler mitgebrachten Helm in fünf Minuten zu machen.
Die Übertragungsqualität beider Geräte ist Spitze! Das hört sich nicht nach Funk an, mehr wie eine fernmündliche Plauderei, selbst bei Tempo über 130 km/h. Funkstörungen? Dazwischen Quatschen anderer? Gibt’s nicht.
Die Möglichkeit zum Dialog hat in der Motorrad-Ausbildung viele Vorteile gebracht. Rückfragen über nicht verstandene Kommandos oder Erklärungen, Fragen zu Unklarheiten aber auch Meldungen wie „mein Visier beschlägt“ oder „ich habe da mal ein Problem“ können ganz einfach gelöst werden.
Die Funkreichweiten sind bei beiden Anbietern mit bis zu 1,6 km angegeben, obwohl um eine Häuserecke herum nach etwa 100 m Schluss ist, war das in der Praxis nie ein Problem.
Die Preise liegen beim Wiko Gerät bei 565.-€ inkl. MWSt. und beim Cardo Set knapp über 600.-€, je nach Lieferant.
Bei weiteren Fragen stehen wir gerne zur Verfügung.
Der Test wurde durchgeführt von Eckhard Vollmer | DVPi Frankfurt
PS: Welche Erfahrungen mit Funk gibt es in Ihrer Fahrschule? Wir freuen uns über Ihre Kommentare.
Thema: Expertentipp | Kommentare (3) | Autor: Ingo Kunzi